Stimmbildung

 Anna-Theresa Buxbaum

Stimmbildung beim Isura Madrigal Chor

Seit Herbst 2011 können die Sängerinnen und Sänger des Chores ihre gesangstechnischen Fähigkeiten durch intensiven Einzelunterricht verbessern. Unsere Stimmbildnerinnen sind Anne Voit-Isenberg und Anna-Theresa Buxbaum.

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„Singen ist Ausatmen“

Klingt einfach. Kann aber zur Lebensaufgabe werden. Anna-Theresa Buxbaum, Stimmbildnerin beim Isura Madrigal Chor, feilt an fünf Bach-Motetten und 45 Stimmen

INTERVIEW:STEPHANIE SCHWADERER

Das Angebot ist freiwillig, aber alle Mitglieder des Isura Madrigal Chors machen gerne davon Gebrauch: Einzelstunden bei der Stimmbildnerin Anna-Theresa Buxbaum. Die 28-jährige Musiklehrerin ist mit dem Chorleiter Johannes Buxbaum verheiratet. Derzeit arbeitet sie mit den 45 Chormitgliedern am Feinschliff von fünf Bach-Motetten, die am Freitag in der Wolfratshauser Andreas-Kirche erklingen sollen.

SZ: Welche Übung könnten Sie empfehlen, damit wir bei unserem Gespräch gut bei Stimme sind?

Anna-Theresa Buxbaum: Atmen Sie einmal lang auf Fffff aus. Beim Luftholen wölbt sich der Bauch kurz nach außen. Dann wieder lange auf Ffff ausatmen. Wenn Sie das ein paar Mal machen, beginnt der Atem ruhig zu fließen. Das ist das A und O bei der Stimmbildung. Singen ist nichts anderes als geführtes Ausatmen.

Hat man von Geburt an eine gute oder schlechte Stimme?

Ich bin überzeugt: Jeder Mensch kann Singen lernen. Auch wenn sich nicht aus jedem ein Opernsänger machen lässt.

Und wenn ich furchtbar fiepse?

Auch dann können Sie trainieren.

Welche Muskeln genau?

Den gesamten Atemapparat, Lunge, Zwerchfell, den Nasen-Rachen-Raum, Zunge, Lippen. Die Atemtechnik bildet die Grundlage. Dann gilt es, die richtigen Töne draufzusetzen.

Für Ihre Schüler beim Isura Madrigal Chor sollte dies kein Problem sein. Zu den Aufnahmebedingungen gehört, dass man Noten lesen und vom Blatt singen kann. Was also bringen Sie ihnen bei?

Jede Stimme kann man gezielt fördern, indem man etwa den Stimmsitz oder die Artikulation trainiert. Im Chor ist aber vor allem der homogene Gesamtklang wichtig. Oft hört man in Laienchören vereinzelt Stimmen heraus. Das soll nicht sein. So wie beim Formationstanz auch jeder tanzen können muss, aber das, was zählt, die Gesamterscheinung ist.

Es reicht nicht, dass jeder den richtigen Ton trifft?

Nein, jede Stimme ist etwas ganz Individuelles – das macht diese Arbeit auch so abwechslungsreich und faszinierend. Wir erkennen Menschen an ihrer Stimme. Auch die Vokalfärbung ist im Chorklang wichtig, ob man zum Beispiel ein a hell ausspricht oder als oa. Das muss man zur Übereinstimmung bringen. Zum Glück liegen mein Mann und ich mit unseren Klangvorstellungen ganz auf einer Linie.

Und wie bringt man Seele in ein Lied?

Es reicht nicht, Töne zu produzieren. Man muss wissen, wovon man singt. Stimme ist vielfältig: Auch wenn wir sprechen, hört man, ob wir vergnügt oder traurig sind. Bei geistlichen Werken ist immer wieder auch Textarbeit nötig. Zum Glück haben wir den evangelischen Pfarrer Georg Bücheler im Chor! Er bringt die Dinge immer gut auf den Punkt.

Nach Max Reger im Frühjahr und den Carmina Burana im Sommer stehen nun Bach-Motetten auf dem Programm. Welche Herausforderungen bringen sie mit sich?

Durch die polyfone Stimmführung gibt es unglaublich viele Töne zu lernen, die sitzen müssen. Zudem erfordern die Koloraturen eine gewisse Leichtigkeit. Innerhalb der einzelnen Stücke gibt es viele unerwartete Stimmungswechsel – diese Stücke sind nicht leicht zu singen.

Sind Sie nervös?

Nein, überhaupt nicht. Alle sind mit großem Fleiß und großem Einsatz bei der Sache. Das kriegen wir hin!


Anna-Theresa Buxbaum hat eine tiefe Sprechstimme, singt aber Sopran. Ihren Mann lernte sie im Musikstudium kennen. Seit kurzem lebt das Paar in Wolfratshausen. Die 28-Jährige ist Musiklehrerin am Starnberger Gymnasium.

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